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BRUME - Marten [DE]

BRUME - Marten

03. MAI 2024 | PATRICK FRAMBACH | MUSIK REVIEWS

Da habe ich mir ja einen wahrlich heißen Tag ausgesucht, um die Zeilen zu dem am 03.05.2024 erscheinenden Album »Marten« der kalifornischen Band BRUME zu verfassen.

Genauer gesagt kommen sie aus San Francisco. Die in den vergangenen Tagen immer weiter ansteigenden Temperaturen scheinen meinem Empfinden dem Album gegenüber sehr gutgetan zu haben. Mein allererster Eindruck war ein, Himmel ist das an einigen Stellen langatmig und überfrachtet. 

Nachdem ich mir ja immer gerne die passenden Räume zu schaffen versuche, in denen für mich neue Musik gut passt, ist »Marten« genau solch ein Fall. Das Album benötigt Platz im Kopf und ein klein wenig drückende Hitze. Dann beginnt es, seine Opulenz zu entfalten. Die einzelnen Songs wechseln sich regelmäßig in den Tempi und lassen den kleinen Rausch aus den ruhigen Passagen nie für lange zu. Zu Ihrem zehnjährigen Bestehen haben sich diese Künstler einmal mehr in ihre ganz eigene musikalische Welt aus Doom, Goth und Indie begeben. An einigen Stellen meine ich sogar etwas Post-Punk herauszuhören. Auf diese Weise schaffen es BRUME sich Ihrer Heimatsphäre musikalisch zu nähern. Dabei treibt man durch Hitzewellen, Stürme und befindet sich zuweilen im Auge eines Hurrikans. Oder man wandert über die Straßen der Region und nimmt die wechselhaften Geschichten der einzelnen Häuser und Straßenzüge in sich auf.  Das ganze Album zeichnet einen fiebrigen Traum. Von den ruhigen verzweifelnden Sequenzen hin zu den überbordenden Gefühlsausbrüchen eines Albtraums. 

Als Produzent dieses Albums konnte BRUME den erstklassigen Produzenten Sonny DiPerri gewinnen. Dieser konnte seine Expertise aus Jahren der Erfahrung, die er beispielsweise mit Bands wie 30 Seconds to Mars oder These New Puritans gesammelt hat, in dieses außergewöhnliche Album fließen lassen.

Die Band selbst besteht mittlerweile nicht mehr aus drei, sondern aus vier Musikern. Neben Susie McMullan, Jordan Perkins Lewis und Jamie McCathie, stieß 2021 noch Jackie Perez Gratz mit Ihrem Cello zur Band.

Diese fiebrige Reise macht wirklich was her. Man muss sich aber mit dieser Musik etwas beschäftigt haben. Und genau das ist das Schwierige. Mir ist bisher nicht wirklich etwas Vergleichbares untergekommen. Es ist also vom Sound und der Haptik eher als etwas Einzigartiges zu bezeichnen. Es ist mit viel Liebe zum Detail, mit viel Herzblut und etwas Pathos versehen. Es sich an zu höhren lohnt sich auf jeden Fall. Und die Gefahr, dass man dieses Gefühl von Schweiß auf der Haut und das Treiben durch das Leben an der Westküste lieben lernt, ist enorm groß.

Brume – Marten [DE]

Brume – Marten

Walter Kraus | 30. April 2024 | 0 Kommentare

(c) Jamie MacCathie

Eine transatlantische Freundschaft im Bandformat setzt zum Höhenflug an. Gitarristin Jamie McCathie aus Bristol begann 2014 mit Sängerin und Bassistin Susie McMullan aus Baton Rouge im US-Bundesstaat Louisiana zu musizieren. Wenig später kam Drummer Jordan Perkins Lewis hinzu, Brume waren geboren. Mittlerweile in San Francisco ansässig und durch den Einstieg von Cellistin und Sängerin Jackie Perez Gratz zum Quartett angewachsen, erhält der süßlich-düstere Sound zwischen Doom, Gothic und Post Rock einen frischen Anstrich, wie etwas ruhigere Kylesa. Das nunmehr dritte Album „Marten“ wächst hinsichtlich Melancholie und Intensität über sich hinaus.

Bereits die ersten Note des Openers „Jimmy“ gehen sofort unter die Haut und lassen nicht mehr los. Das sachte gestrichene Cello, die sukzessive Hinzunahme weiterer Instrumente, die alles einnehmende Düsternis und McMullans dramatischer wie faszinierender Gesang – binnen weniger Minuten steht man im Bann von Brume. Ein gewaltiger, kathartischer Refrain breitet seine majestätischen Schwingen aus und propagiert den Untergang. Der Wind wird deutlich rauer, es riecht nach Untergang. „Heed Me“ beleuchtet hingegen eine etwas andere Facette, die sich in nahezu konstanter Warteposition befindet, fast Ambient-artig den großen Wutausbruch andeutet und letztlich in klirrender Schönheit erstarrt – eine Grenzerfahrung für alle Sinne.

Wieder einige Türen weiter hat „Otto’s Song“ etwas von Post Rock mit der Art und Weise, wie konstante Steigerung auf einen herrlich ausgedehnten Höhepunkt hinarbeitet. Dieser fällt fast schon poppig aus, verdeutlicht die Indie-Einflüsse des Quartetts und bemüht ein wissendes Grinsen, während folkige Harmonien den bewegenden Schlussakt bestreiten. Darf es mehr Doom und Metal sein? „New Sadder You“ baut seine Spannung geschickt aus und geht gewaltig durch die Decke. Ein regelrechter Klangwall erfasst durch mehrere Druckwellen und fährt wie ein heißes Messer durch das emotionale Zentrum, bevor Momente zarter Hoffnung in den Arm nehmen.

Das musikalische Finetuning bekam Brume, die nun in jeder Hinsicht eine stärkere Band sind, verdammt gut. Ein steter Ritt auf der Rasierklinge führt mit wachsender Begeisterung durch alles einnehmende Gothic-Motive und drohende Zerstörung des inneren Selbst. „Marten“ schätzt die Kraft der Längen, lässt es gerne mal gemächlicher angehen und bezieht daraus gar unwirkliche Kraft. Speziell das Cello, in Verbindung mit den nicht minder intensiven Vocals, entwickelt schnell ein nicht von der Hand zu weisendes Eigenleben. Das dritte Brume-Album ist alles andere als einfach geworden, verlangt Unmengen an Geduld und entlohnt einmal mehr fürstlich.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 03.05.2024
Erhältlich über: Magnetic Eye Records (Soulfood Music)

Website: brumeband.com
Facebook: www.facebook.com/brumeband

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Tags: brume, doom metal, gothic rock, marten, post rock, review